Der Joseph-Breitbach-preis
Im Theater der Stadt Koblenz findet jährlich Ende September die feierliche Verleihung des Joseph-Breitbach-Preises statt. Der deutsch-französische Schriftsteller und Publizist Joseph Breitbach wurde 1903 in Koblenz-Ehrenbreitstein geboren. Er setzte sich unter anderem für eine Verbesserung der kulturellen und politischen deutsch-französischen Beziehungen ein.
Der Breitbach-Preis zählt zu den höchst dotierten Literaturpreisen in Deutschland.
Weitere Informationen finden Sie unter: https://www.stiftung-joseph-breitbach.li/
Joseph-Breitbach-Preis 2025 an Frank Witzel

Die Stiftung Joseph Breitbach und die Akademie der Wissenschaften und der Literatur / Mainz verleihen den Joseph-Breitbach-Preis 2025 an den Schriftsteller Frank Witzel. Er erhält den Preis für sein in der deutschen Gegenwartsliteratur einzigartiges Gesamtwerk, mit dem ihm eine phantastische Archäologie der untergegangenen Bundesrepublik gelingt.
»Mit detailversessener Erzähllust erkundet der Schriftsteller und Musiker Frank Witzel in seinen umfangreichen Romanen, Tagebüchern und Essays die Abgründe der frühen Bundesrepublik und bietet ebenso mitreißende wie originelle Erinnerungsrecherchen«, so die Jury. »Gegenstände wie Trockenshampoo-Dosen, Modelleisenbahnen, Fleckenentferner, Plattenspieler oder das Auto NSU Prinz entfalten ein Eigenleben und werden zu mitunter unheimlichen Gedächtnisträgern. In dem über 800-seitigen Mammutwerk ›Die Erfindung der Rote Armee Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1969‹ reimt sich ein dreizehnjähriger Junge zusammen, was nicht zusammenpasst. Das Nachkriegsdeutschland mit der untergründig wabernden Naziideologie und seiner zeithistorisch wie familiengeschichtlich aufgeladenen Objektwelt verbindet sich mit den Ereignissen des deutschen Herbstes; katholische Theologie, Heiligenlegenden und Psychoanalyse schießen ins Kraut. Die Kontrollinstanzen der Eltern lassen sich durch Popmusik aushebeln – seine Exegese des Albums ›Rubber Soul‹ der Beatles ist in der deutschen Gegenwartsliteratur einzigartig. Überhaupt ähnelt Frank Witzel häufig eher einem DJ, der Theorien scratcht und Geschichten sampelt. Das Schreiben hat bei ihm einen zwiespältigen Charakter, aber Selbstironie und Humor bilden ein Gegengewicht. In dem Essay ›Kunst als Indiz‹ stellt der Autor seine Fähigkeiten als Detektiv unter Beweis und legt eine glänzende Analyse der Krimiserie ›Derrick‹ vor. Plötzlich offenbart ein Szenenbild die Paranoia der 1970er Jahre. Frank Witzel gelingt mit seinem Werk eine phantastische Archäologie der untergegangenen Bundesrepublik.«
Frank Witzel, 1955 in Wiesbaden geboren, lebt in Offenbach und Berlin. Seit seinem ersten Lyrikband 1978 veröffentlichte er mehr als ein Dutzend Bücher, für seinen Roman ›Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1969‹ erhielt er 2015 den ›Deutschen Buchpreis‹, für das gleichnamige Hörspiel 2017 den ›Deutschen Hörspielpreis‹. Sein zuletzt erschienener Roman ›Inniger Schiffbruch‹ stand auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises. Er hatte die Poetikdozentur der Universitäten Heidelberg, Tübingen und Paderborn inne und war 2017/2018 Inhaber der Friederichs-Stiftungsprofessur an der Hochschule für Gestaltung Offenbach. Die in Stuttgart aufgeführte Oper ›Dora‹ von Bernhard Lang, für die Witzel das Libretto schrieb, wurde 2024 zur Uraufführung des Jahres gewählt. Im selben Jahr erhielt Witzel den ›Crespo Wortmeldungen Literaturpreis‹ für seinen Essay ›Die Möglichkeit einer Micky Maus‹.
Der Preis ist mit 50.000 € dotiert. Die Verleihung findet am 19. September 2025 in Koblenz statt, der Geburtsstadt von Joseph Breitbach. Dazu ergeht eine gesonderte Einladung. Die Laudatio hält der Literaturwissenschaftler
Prof. Dr. Philipp Theisohn.
Der Preis
Nach Inkrafttreten der Stiftung Joseph Breitbach wurde in Zusammenarbeit mit der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz der Joseph-Breitbach-Preis für deutschsprachige Schriftsteller 1998 zum ersten Mal verliehen.
Zum 100. Geburtstag von Joseph Breitbach fand im September 2003 die Preisverleihung in seiner Geburtsstadt Koblenz statt. Im Anschluss daran verständigten sich die Mainzer Akademie, die Stadt Koblenz und die Stiftung Joseph Breitbach darauf die Preisverleihung zukünftig jährlich in Koblenz auszurichten.
Das Kultur- und Schulverwaltungsamt organisiert und unterstützt gemeinsam mit der Sparkasse Koblenz und dem Theater Koblenz die Preisverleihung.
Auflistung der Preisträger:innen, die in Koblenz ausgezeichnet wurden
2024: Anne Weber
2023: Marion Poschmann
2022: Natascha Wodin
2021: Karl-Heinz Ott
2020: Nora Bossong
2019: Thomas Hettche
2018: Arno Geiger
2017: Dea Loher
2016: Reiner Stach
2015: Thomas Lehr
2014: Navid Kermani
2013: Jenny Erpenbeck
2012: Kurt Flasch
2011: Hans Joachim Schädlich
2010: Michael Krüger
2009: Ursula Krechel
2008: Marcel Beyer
2007: F. C. Delius †
2006: Wulf Kirsten †
2005: Georges-Arthur Goldschmidt
2004: Raoul Schrott
2003: Harald Weinrich † / Herta Müller / Christoph Meckel
2002: Robert Menasse † / Erika Burkart † / Elazar Benyoëtz
2001: Dieter Wellershoff † / Ingo Schulze / Thomas Hürlimann
2000: Markus Werner † / W.G. Sebald † / Ilse Aichinger †
1999: Rainer Malkowski † / Wolf Lepenies / Reinhard Jirgl
1998: Brigitte Kronauer † / Friedhelm Kemp † / Hans Boesch †
Impressionen der vergangenen Preisverleihungen:
Impressionen der Preisverleihung an Anne Weber im Jahr 2024
- Michael Jordan, © Michael Jordan, Fotograf, Adamsstraße 6, 56068 Koblenz, michael@jordanfotograf.de
- Michael Jordan, © Michael Jordan, Fotograf, Adamsstraße 6, 56068 Koblenz, michael@jordanfotograf.de
- Michael Jordan, © Michael Jordan, Fotograf, Adamsstraße 6, 56068 Koblenz, michael@jordanfotograf.de
- Michael Jordan, © Michael Jordan, Fotograf, Adamsstraße 6, 56068 Koblenz, michael@jordanfotograf.de
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- © Maja Bechert
Impressionen der Preisverleihung an Marion Poschmann im Jahr 2023
- Michael Jordan, © Michael Jordan
- Michael Jordan, © Michael Jordan
- Michael Jordan, © Michael Jordan
- Michael Jordan, © Michael Jordan
- Michael Jordan, © Michael Jordan
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Kultur- und Schulverwaltungsamt
Willi-Hörter-Platz 1
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Rebekka Jachmig