Eugen Windwehr (geb. 15.5.1930 Koblenz)
Die Eltern von Eugen stammten aus Kolomea. Die heute zur Ukraine zählende Stadt gehörte bis 1918 zu
Österreich und von 1919 bis 1939 zu Polen. Kurz vor Eugens Geburt kam die Familie nach Koblenz, wo sie ab
Januar 1931 in der Poststraße 1 wohnte. Der Vater, Urcie gen. Aron Windwehr (geb. 14.2.1900 Kolomea), machte
sich als Inhaber der Firma „Mittelrheinischer Wäschevertrieb“ in der Löhrstraße 95 selbständig. Seine am 2.5.1899
ebenfalls in Kolomea geborene Frau, Pesia gen. Pepi geb. Wechter (auch Wächter), starb am 16.6.1934 und wurde
auf dem jüdischen Friedhof in Koblenz beerdigt. Ende August 1931 war auch ihre Mutter, Witwe Zirl Wechter (geb.
1861 Kolomea), in der Poststraße 1 gezogen. Zwei Monate nach dem Tod von Pepi Windwehr verließen Aron und
Sohn Eugen Windwehr am 17.8.1934 Koblenz und zogen nach Düsseldorf in die Feldstraße 73. Vermutlich
übersiedelten sie kurze Zeit später nach Köln, denn hier heiratete Aron Alexander Windwehr im September 1935
in zweiter Ehe Sophie Kellner (geb. 26.11.1908 Köln). In Köln kam am 23.1.1937 auch Sohn Alexander Windwehr
zur Welt. In Koblenz wechselte die mittlerweile 77-jährige Zirl Wechter Ende April 1938 aus der Poststraße 1 zu
ihrem Sohn Chaim Leib gen. Leo Hermann Wechter (geb. 7.3.1894 Kolomea) in die Pfuhlgasse 21. Leo Hermann
Wechter war Textilwarenhändler und seit September 1927 in Koblenz ansässig. Im Rahmen der reichsweit
durchgeführten „Polenaktion“ wurden Mutter und Sohn am 28.10.1938 ins polnische Zbąszyń (Bentschen)
abgeschoben. Zeitgleich wurde auch Familie Windwehr nach Bentschen ausgewiesen, wobei unklar ist, ob die
Abschiebung aus Köln oder Düsseldorf erfolgte. 1941 verschleppte man vermutlich alle Mitglieder der Familien
Wechter/Windwehr von Bentschen zunächst ins Ghetto Krakau und noch im Herbst des gleichen Jahres ins Ghetto
Kolomea, wo mit einer Ausnahme alle ermordet wurden. Allerdings sind nur von Eugen, seinem Halbbruder
Alexander sowie ihrer Mutter bzw. Stiefmutter Sophie Windwehr geb. Kellner die genauen Todesdaten bekannt:
Sie starben am 7.9.1942. Eugen Windwehr war zu diesem Zeitpunkt zwölf, sein Halbbruder Alexander fünf Jahre
alt. Bis heute ungeklärt sind dagegen die Todesumstände von Zirl Wechter und ihrem Sohn Leo Hermann
Wechter. Als einziger der Familien Wechter/Windwehr überlebte Aron Alexander Windwehr die Shoah. Er ließ
nach dem Krieg am Koblenzer Grab seiner ersten Frau Pepi Windwehr geb. Wechter eine Inschriftentafel zur
Erinnerung an seine im Vernichtungslager umgekommenen Verwandten anbringen.